Hamburg, 18.04.2013

Anlässlich des Artikels in der heutigen Ausgabe der Hamburger Morgenpost S. 14: „Wir werden verleumdet und beschimpft“, in dem sich u.a. Roger Willemsen zur Arbeitsweise der Organisatorin der Vattenfall-Lesetage äußert, hier die Stellungnahme der HEW*-Lesetage gegen Vattenfall (*Hamburger Energie Wechsel):

1. Die Vattenfall-Lesetage werden nicht nur von den Prominenten der "Lesen ohne Atomstrom"-Veranstaltungen durch Gegenveranstaltungen kritisiert, sondern auch durch die partizipativen HEW*-Lesetage (Hamburger Energie Wechsel), in denen sich Autorinnen und Autoren, Buchhandlungen, Verlage, Veranstaltungsorte jeder Art (von der Gräfin Schönfeldt bis Ingo Schulze, von der Kampnagel-Fabrik bis zum Golem-Club) zusammengeschlossen haben, um sich gegen Vattenfall zu positionieren. Ein Lesefestival kann nicht Vattenfall heißen, Kultur kann keine Werbeveranstaltung für einen Atom- und Kohlestromgiganten sein - diese Ansicht vertreten nicht nur Prominente, sondern eine Vielzahl von Initiativen aus dem gesamten Hamburger Kulturspektrum.

2. Die Leiterin der Vattenfall-Lesetage kämpft mit unlauteren Mitteln gegen die zwei Anti-Vattenfall-Lesefestivals. Im Streitgespräch mit Hanna Mittelstädt (Edition Nautilus) von den HEW-Lesetagen warf sie im "Hamburger Abendblatt" diesen Lesetagen vor, von der "Linken" gesponsert zu sein. Obwohl Hanna Mittelstädt erwiderte, dass 200 EUR aus dem Solifond der Linken einer der vielen kleinen Beiträge seien, aus dem sich das Budget der "HEW-Lesetage" zusammensetzt und diese Lesetage, wie man unschwer am Programm erkennen kann, keine parteipolitische Ausrichtung haben, wurde dieser Vorwurf mit im Interview abgedruckt, um auch die HEW-Lesetage in eine vermeintliche "linke Ecke" zu stellen. Barbara Heine sprach von einem "Kampf der Kulturen", ein völlig unpassender Begriff in diesem Zusammenhang, in dem das Greenwashing und Markenbranding eines Konzerns kritisiert wird.

3. Nach der Katastrophe von Fukushima war die Stimmung im 1.Jahr der Anti-Vattenfall-Lesetage sehr angespannt. Barbara Heine inszenierte die Anfrage einiger Aktivisten aus dem Umfeld der gegen Vattenfall gerichteten Lesetage, die einigen wenigen Autoren die Frage stellten, ob man nach Fukushima noch für einen Atomkonzern lesen könne, als "Angriff auf die Kultur". Damals schrieb sie selbst: "Autoren, die an den (Vattenfall)-Lesetagen teilnehmen, werden bedroht, Die Linke verschickt Aufrufe, die Veranstaltungen zu stören usw. ... eine Lektion in politischer Kommunikation, die in ihrer Emotionalisierung und Hysterie an Vorgänge erinnert, die ich nur von Zeitzeugen der 70er Jahre oder aus Geschichtsbüchern kenne." Wir haben das damals schon richtig gestellt, da diese Vorwürfe nicht auf Tatsachen beruhten, sondern Meinungsmache waren: es wurde niemand bedroht, und es gab auch keine Hysterie, die Hysterie lag allein in der Katastrophe von Fukushima und in der Verantwortung der Atomkonzerne! Offensichtlich arbeitet Barbara Heine aber heute mit den Mitteln, die sie uns damals vorgeworfen hat.

4. Nachdem der NDR seine Medienpartnerschaft mit den Vattenfall-Lesetage eingestellt hat und auch der Vattenfall-Medienparter "Hamburger Abendblatt" ein Streitgespräch der pro- und anti-Vattenfall-Lesetage abgedruckt hat, bleibt immer noch die unverständliche Unterstützung der Kulturbehörde sowie der Schulbehörde, die die Vattenfall-Programme an die Schulen verteilt, für diese Konzern-Lesetage. Wir haben dies in einem Schreiben an die Kultursenatorin kritisiert, der Brief ist auf unserer homepage zu lesen. Den Brief ließ die Senatorin durch Wolfgang Schömel mit einer lapidaren Verteidigung des Engagements "eines Unternehmens" beantworten.

5. Lesetage, die den Namen eines Konzerns tragen, sind für uns nicht akzeptabel. Es muss diskutiert werden, wer die Kultur einer Stadt schafft und wie diese bezahlt wird. Nur durch eine offene Diskussion wird es eine unabhängige und freie Kunst und Kultur geben.

Das Organisationsteam der HEW* (Hamburger Energie Wechsel) Lesetage gegen Vattenfall

Weitere Berichte hier und hier  hier und hier.

 

HEW*Lesetage gegen Vattenfall melden überaus gute Resonanzen:

Hamburg, 30. März 2013

Frank Spilker ausverkauft und nur noch wenige Karten für die Harry Rowohlt Lesung auf Kampnagel am 16. April 2013.
„Die Lesung mit Frank Spilker in der Buchhandlung Cohen und Dobernigg ist ausverkauft“, sagt KP Flügel vom Orgakreis der HEW*Lesetage gegen Vattenfall. „Das hat uns sehr gefreut. Wer für diese Lesung keine Karte mehr bekommen hat, sollte ihn auf unserer Abschlussparty zusammen mit Katja Kullmann, Sarah Khan und Frau Kraushaar am 20. April im Gängeviertel nicht verpassen.“

Auch die Lesung mit Harry Rowohlt auf Kampnagel am 16. April sei so gut wie ausverkauft. „Es gibt noch einige wenige Karten.“

Übrigens begründet Harry Rowohlt sein Engagement für die HEW*Lesetage wie folgt:  „Ich bin dabei, weil sie weder ‚Vattenfall‘, noch ‚Tschüss Vattenfall‘ mit zwei s heißen. ‚Tschüß‘  darf man gerne mit zwei bis drei ü schreiben, aber nie und nimmer mit zwei s.“

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

* HAMBURG 23. Februar 2013

HEW*-Lesetage: Programm - Überblick
Es werden ca. 30 spannende und grundverschiedene Lesungen stattfinden, an Orten, die zu entdecken oder immer wieder gern zu besuchen sind:
die Eröffnung der HEW-Lesetage findet mit einer Lesung von Ingo Schulze und einer anschließenden Diskussion über „Kunst und Knechtschaft“ statt, sodann folgen Lesungen mit:
Friedrich Ani, David Chotjewitz, Frank Göhre, Sarah Khan, Merle Kröger, Katja Kullmann, Dominique Manotti, Harry Rowohlt, Jochen Schimmang, Sybil Gräfin Schönfeldt, Frank Spilker, Barbara Sichtermann und vielen anderen.
Coole Clubs, engagierte Buchhandlungen, kleine Bars und Kaschemmen der besten Art sind die Gastgeber: neben der Kampnagel-Fabrik sind das Uebel & Gefährlich, Golem, Gängeviertel, Buchhandlungen im Schanzenviertel, in der Osterstraße, Buchhandlungen Kortes, Cohen & Dobernigg, Boysen + Mauke und andere, die St.Pauli Kirche sowie die Christianskirche, das Monsuntheater, das CVJM, verschiedene Räume der Stadtteilkultur und viele mehr.

Alle bei uns lesenden Autoren haben auch die Möglichkeit, an Schulen zu lesen, sofern sie von einer Schulklasse ausgewählt werden. Die GEW organisiert das Angebot an die Schulen, die Schulen können sich bei uns für unsere Autorinnen und Autoren bewerben (siehe auch die Seite: Schullese-Angebot).

 

 

Neues

Die zunehmende "Refeudalisierung des Kulturbetriebes" beklagte der Schriftsteller Ingo Schulze schon 2007 (in seiner Dankesrede anlässlich des von E.ON finanzierten Literaturpreises):

Auszug aus der Dankesrede von Ingo Schulze zur Verleihung des Thüringer Literaturpreises 2007 in Weimar

"​.. Die Tendenz zur Refeudalisierung des Kulturbetriebes geht einher mit einer allgemeinen Privatisierung und damit Ökonomisierung aller Lebensbereiche: des Gesundheitswesens, der Bildung, des Sports, des Verkehrssystems, der Wohnungswirtschaft, der Energiewirtschaft – bis dahin, dass private Firmen Polizeiaufgaben übernehmen. Ich fürchte, dass es nur noch ein kleiner Schritt sein wird, bis private Armeen im Auftrag Deutschlands zum Einsatz kommen." [Mehr...]